Mehr als 800 Jahre

Geschichte zum Anfassen

Gelegen am Fuße des Vogelsbergs, am Rande der malerischen Altstadt Büdingens, wurde das Schloss zur Zeit des staufischen Kaisers Friedrich Barbarossa als Wasserburg erbaut und wird seit 1258 von der Familie der Fürsten zu Ysenburg und Büdingen bewohnt. Sie sind herzlich eingeladen, die besondere Atmosphäre diese alten Besitzes mit seiner reichen Geschichte zu genießen.

Die vielen Zeugnisse vergangener Zeiten – seien es die wiederentdeckten Fresken die gotische Kapelle mit ihrem einmaligen Chorgestühl oder die vielen mittelalterlichen Exponate geben Ihnen einen Einblick in das höfische Leben auf Schloss Büdingen.

Entdecken Sie die Räumlichkeitendes Schlosses Büdingen

Führungen*
Montag - Sonntag/Feiertrage
Nur nach Vereinbarung
*Führungen erst ab 5 Erwachsenen Personen
Preise
Erwachsene
€ 8,50
Kinder ab 3 Jahre
€ 6,50
Schüler & Studenten (ab 14 Jahre)
Senioren, Schwerbehinderte mit Ausweis* 
€ 7,50
* für Gäste mit B-Schein ist eine Begleitperson frei
Die Räume des romanischen Palas
Der staufische Wohnbau enthielt im Hauptgeschoss ursprünglich zwei Säle mit flachen Balkendecken. Der westliche, der von Anfang an einen Kamin besaß, wurde später in zwei Räume unterteilt, die im 15. Jahrhundert rippengegliederte Gewölbedecken erhielten. Graf Anton ließ um die Mitte des 16. Jahrhunderts Wände und Decken mit einer Fülle von Malereien ausschmücken. Aber auch zuvor wiesen die Räume teilweise bunten Dekor auf, denn im linken Raum, der schon in alten Inventaren als das „Gemalte Zimmer“ bezeichnet wird, wurden Reste der gotischen Bemalung aufgedeckt.

Wohl anlässlich einer 1332 erfolgten Ehebindung zwischen den Häusern Ysenburg und Hanau wurden die heraldischen Zeichen beider Familien, Balken und Sparren, schachbrettartig zu einer Wappentapete angeordnet. In ähnlicher Weise erscheint an der Nordwand ein seltenes frühes Beispiel einer Wappengenealogie.

Die Felder der Gewölbedecke zeigen dagegen Propheten und Evangelistengestalten, die im Jahre 1546 angebracht wurden. Ein besonderes anmutiges Beispiel der Büdinger Renaissancekunst bildet eine allegorische Darstellung der verschiedenen Arten der Musik. Die Entwürfe dürften von dem Mainzer Künstler Hans Abel stammen, die Ausführungen von dem Büdinger Maler Caspar Wallrab.

Diese Malereien hatten Ihr eigenes Schicksal. Sie wurden schon bald nach Ihrer Entstehung wieder übermalt, aber dadurch größtenteils hervorragend konserviert. So überdauerten sie die Jahrhunderte, bis 1941 die farbigen Spuren wiederentdeckt und dann in den Nachkriegsjahren Zug um Zug freigelegt und restauriert wurden.

Der Raumschmuck setzt sich in den beiden anderen Räumen fort. Im Eingangsraum tritt uns der sagenhafte Held Herkules entgegen, wie er gegen die Hydra kämpft, dem man den Heden Samson aus dem Alten Testament beigesellt hat. Uneinheitlich und phantastisch ist die Bilderfolge im letzten Raum des Palas, darunter die älteste Ansicht des Schlosses selbst. Von dem hellen Erker aus, den Graf Wolfgang-Ernst 1610 anbauen ließ, hat man einen reizvollen Ausblick in das malerische Rund des Schlosshofes.
Die liebevolle Alchemistenküche
In dem heute als Alchemisten Küche bezeichneten Raum war bis 1739 ein Apotheker für die Hofhaltung tätig. Hier wurden Rezepturen gemischt, und ein offener Kamin aus dem Jahre 1552 lieferte die nötige Hitze zum Destillieren heilender Essenzen. Büdingen war in alten Zeiten berühmt durch Versteinerungen, denen große Heilwirkung zugeschrieben wurden, die Krötensteine, „so äußerlich und innerlich das Gift abtreiben“, wie es in Chronik von 1747 heißt.

Später hat die wissenschaftliche Neugier eines Grafen, verbunden mit der Freude am spielerischen Experiment, hier ein naturwissenschaftliches Kabinett entstehen lassen. Daher finden sich zahlreich chemische und physikalische Instrumente aus dem 18. Jahrhundert – wie Elektrisierapparate, Zündmaschinen, Kolbenluftpumpen oder Mikroskope. Die parkseitige Wandnische wurde Raum für ein „heimliches Gemach“, einen Aborterker über den Wassergraben. Das merkwürdige Rundfenster ein sog. „Oculus“ gehörte als Lichtöffnung zur alten Burgkapelle.
Die Räume der Schloss-Kapelle
Über der romanischen Burgkapelle ließen Graf Ludwig II. und sein Sohn Philipp zwischen 1495 und 1499 einen spätgotischen Neubau errichten, der zu den schönsten Sakralräumen in deutschen Schlössern zählt. Der Baumeister hat den durch die Wehrmauer bedingten unregelmäßigen Grundriss zu einem höchst harmonischen Raumbild benutzt. Der abgewinkelte Wehrgang wurde zur maßwerkgeschmückten Galerie, ein Bogen trennt den erhöhten Chor vom Schiff, dessen rückwärtiger Teil als Empore dient. Der Raum wird durch ein graziles Netz und Sterngewölbe überspannt, das seit der sorgsamen Restaurierung von 1957 wieder im Schmuck der alten Bemalung erstrahlt. Tonschilde an den Schnittstellen der Gewölberippen zeigen in einer Art „Ahnenprobe“ die Wappen der Voreltern der Erbauer.

Als Glanzstück der Ausstattung hat sich das Chorgestühl aus Eichenholz erhalten, das der Kapelle den Charakter eines kostbaren Schreins verleiht. In seinem Schnitzwerk begegnet uns die fromme und zugleich bizarre Bilderwelt des Spätmittelalters, in der sich Heiligendarstellungen mit verkrümmten Tierleibern, den Sinnbildern dämonischer Kräfte, abwechseln, während in den Porträts der Brüstungsfelder schon das realistische Menschenbild der Renaissance aufscheint. Zwei Wormser Bildschnitzer haben das Werk ab 1497 in zweijähriger Arbeit geschaffen, wie die im Archiv noch erhaltenen Quittung ausweist.

Den Umbruch der Reformation hat die Kapelle fast unbeschadet überstanden, nur der Schrein Altar ist verschwunden. Im reformierten Geiste wurde 1610 die Sandsteinkanzel zur Predigt und Schriftverkündung errichtet, ein reifes Werk des Steinmetzen Conrad Büttner. Ein alter Grabstein im Chorabschluss stammt aus dem Ysenburger Hauskloster Marienborn. Alte Sakralplastik, Reste früher Glasmalereien und eine Anzahl von Regiments- und Hochzeitsfahnen runden das Bild ab. Noch heute wird der stimmungsvolle Raum von der fürstlichen Familie als Hauskapelle genutzt.
Die Räume des gotischen Saalbaues
ARMUT VND YBERFLUSS GIBT ZEITLICH BETRÜBNIS liest man über einer Tür der Graf Diether Stube, und die Anfangsbuchstaben geben den Namen und Titel des Mannes wieder, der sich diese Devise zulegte: Anton von Ysenburg Graf zu Büdingen. Die beiden Räume der späten Gotik im Untergeschoß des „Saalbaues“ weisen prachtvolle Gewölbedecken auf, deren Last sich in einer 8-eckigen Mittelsäule bündelt. Auch in der Graf Diether Stube wird der Blick von einem großformatigen Wandbild gefesselt, der auf 1553 datierten Darstellung einer winterlichen Sauhatz vor der Kulisse eines verschneiten Dorfes, die an ein Motiv Breughels erinnert.
Die anschließende große Hofstube weist einen direkten Zugang zur Schloss Küche auf und hat daher zu allen Zeiten als festlicher Speisesaal gedient. Hervorzuheben sind die nach Stichen Riedingers mit lebendigen Jagddarstellungen bemalten Wandbehänge, die aus einem Ysenburgischen Jagdschlösschen stammen. Beide Räume, die von der fürstlichen Familie privat genutzt werden, vermitteln mit ihrer qualitätvollen Ausstattung einen Eindruck adeliger Wohnkultur.

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